Campione Italia, die italienische Enklave auf Schweizer Boden, ist ein idyllisches Dorf mit ca. 2.100 Einwohnern und einer Fläche von 1,7 Quadratkilometer, gelegen am östlichen Ufer des Luganer Sees. Campione ist vollständig von Schweizer Gebiet umgeben und nur 7 Kilometer von Lugano entfernt.
Zwei interessante Sehenswürdigkeiten machen einen Besuch in der Enklave lohnenswert: Zu einem das 2007 fertiggestellte gigantische Spielkasino Casinò Municipale mit 13 Stockwerken. Es ist das größte Europas und wurde vom Tessiner Star-Architekten Mario Botta entworfen. 150 Millionen Franken kostete das Bauwerk. So hoch der Preis, so schwer wiegt auch die Kritik der Anwohner. Sie fühlen sich von der Wucht des Gebäudes erschlagen. Tadel kommt sogar aus dem Haus selbst: Betriebschef Mario Resca bemängelt die schlechte Funktionalität.
Doch bei allem schlechten Zeugnis, um eines kommen die Bürger von Campione nicht herum: Das Casino beschert durch seine Einnahmen einen hohen Lebensstandard, der dem des Tessins in nichts nachsteht. Dazu kommt die Währung in Schweizer Franken und ein äußerst niedriges Steuerniveau. Interessant ist auch die Geschichte der Spielbank. Die Legende sagt, dass das Casino während des Ersten Weltkrieges 1917 eröffnet wurde, um ausländische Diplomaten – vor allem die der k.u.k. Monarchie – beim Zocken gesprächig zu machen.
Gediegenes Ambiente und satte Gewinne sollten ihnen Staatsgeheimnisse entlocken. Nach dem Krieg entwickelte sich die Spielbank zu einer sehr lukrativen Geldquelle – bis heute. Es erzielte bis vor einiger Zeit einen Bruttogewinn von über 180 Millionen Franken jährlich und lief so den Kasinos in Lugano, in Mendrisio und in Locarno den den Rang ab – sehr zur Freude der Mitarbeiter, die allerdings 2010 einen Dämpfer in Form eines Sparkurses erhielt. Bis dahin bezogen die Bediensteten 14 Monatsgehälter in Höhe von 5.800 Franken. Auch den Gemeindeangestellten ging es prächtig, so erfreute sich ein Polizist über monatlich 6.500 Franken auf seinem Konto, während seine Kollegen im italienischen Mutterland mit vergleichbar bescheidenen 1.800 Franken nach Hause geht.
Unsere Empfehlung: Meliá Campione
Das nur 100 m vom Campione d’Italia Casino entfernte Meliá Campione begrüßt Sie mit einem Restaurant. Die Zimmer sind klimatisiert.
Die Unterkünfte verfügen über eine Minibar, einen Flachbild-Sat-TV und einen Safe. Jede Unterkunft umfasst zudem ein Bad mit Bademänteln, Hausschuhen und kostenfreien Pflegeprodukten. Zu den Einrichtungen zählen Tagungsräume und kostenfreies WLAN in den öffentlichen Bereichen.
Ein Ende der paradiesischen Zustände? Ganz so dramatisch ist es nicht. Doch immerhin: Das Kasino spielte einen Verlust von schätzungsweise 90 Millionen Franken ein. Die allgemeine Wirtschaftskrise, die von Rom erhobenen Sondersteuern zwecks Sanierung des maroden italienischen Staatshaushalts und die Konkurrenz der Tessiner Spielbanken werden als Ursache gesehen. Auch der starke Franken sägte am Wohlstand der Enklave. Der unvorteilhafte Wechselkurs sprengte ein Loch von 35 Millionen Franken in die Kasinokasse. Die Gemeinde denkt nun laut über eine Sondermaßnahme gegen den unliebsamen Wechselkurs nach: Die Spieler sollen künftig in Euro zocken. Wer es spirituell mag, besucht die Kirche Santa Maria dei Ghirli, die Ziel für Wallfahrten ist. Sie enthält bedeutende Freskenzyklen aus dem Trecento und dem Seicento, die erst im späten 19. Jahrhundert entdeckt und erst 1962 restauriert wurden. Das Gotteshaus – das ist dokumentarisch belegt – wurde bereits im Jahre 674 der Madonna geweiht. Der Chor und das Innere wurden in den Jahren 1623 bis 1636 im Barockstil umgebaut. 1740 wurde der Pronaos an der Fassade fertiggestellt. Die Kirche liegt im Süden von Campione auf einer Terrasse, die direkt vom Seeufer über eine doppelte Treppe mit vier Treppenläufen zugänglich ist.
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