Der Luganer See besitzt ganz zurecht den Ruf, ein wirklich exklusives Reiseziel zu sein.

Mitten im Tessin, jenem mit einem ausgesprochen milden, südlichen Klima gesegneten Teil der Schweizer Alpen, gelegen, vereint er aufs beste südliche und nördliche Lebensart. Tatsächlich gehört der See sowohl zur Schweiz als auch zur italienischen Lombardei und verfügt daher über die besten Voraussetzungen, sowohl Raum für das italienische Dolce Vita, als auch für schweizerische Solidität zu bieten. Der Luganer See umfasst eine Fläche von 48,7 Quadratkilometern und erhielt seine bekannte gezipfelte Form durch die geologischen Umbrüche der Eiszeit.

Die Möglichkeiten, die Landschaft, die Städte und Sehenswürdigkeiten rings um den See zu erkunden, sind vielfältig. Selbstverständlichen werden Ausflüge mit Fahrgastschiffen angeboten, die einen unvergleichlichen Blick vom Wasser auf die imposante Tessiner Bergwelt bieten. Gleichermaßen lohnen sich Wanderungen auf die direkt am Seeufer gelegenen Gipfel, zu deren bekanntesten der Monte San Salvatore und der Monte Brè gehören, um von hier aus die wunderschöne Aussicht über den sich hinunter nach Italien ausbreitenden See zu genießen.

Der Monte Bré beherbergt einige kleine Ortschaften, in denen sich viele Künstler niedergelassen haben. Zu den bekanntesten gehört wohl der deutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Herrmann Hesse, der von 1919 an in Montagnola gewohnt hat. ‚Der Steppenwolf‘, ‚Siddharta‘ und ‚Klingsors letzter Sommer‘ wurden hier geschrieben, und noch heute befindet sich in Montagnola ein Museum mit vielen Erinnerungsstücken an ihn. Aber auch der Schlagerkomponist Michael Jary und der Schauspieler und Philosoph O.W. Fischer haben in der Region gelebt. Der wichtigste Ort am Seufer ist natürlich Lugano selbst.


Im Überblick:

MonteBrè

Der Monte Brè gilt als sonnigster Berg der Schweiz. Der Name geht auf ein keltisches Wort für „Berg“ zurück. Die Standseilbahn, deren oberste Tunnelöffnung wie ein dunkles Maul am Monte Brè schon vom Luganer Stadtzentrum aus zu sehen ist, legt eine insgesamt 1 620 m lange, zweiteilige Strecke zurück, die bis zum Gipfel des Monte Brè (933 m) insgesamt 15 Fahrminuten dauert.

Die unglaublich steile Trasse überwindet 660 Höhenmeter, entsprechend atemberaubend ist die Aussicht. Zusteigemöglichkeiten bieten die Talstation Lugano-Cassarate (mit TPL-Buslinie 1 ab Stadtzentrum, Station „Cassarate-Monte Brè“, zu erreichen) oder die Mittelstation Suvigliana (erreichbar ab Zentrum mit Buslinie 11, Station Ruvigliana + 400 m Fußweg). Die beiden Stationen des Funicolare bieten Parkmöglichkeiten. Im Juli und August fährt der Funicolare freitags und samstags sogar bis 23 Uhr. Informationen und Angebote: Funicolare Monte Brè Via Ceresio 36, CH-6977 Ruvigliana. www.montebre.ch oder www.lugano-tourism.ch.


Villa Heleneum/Museo delle Culture

Die wunderschöne, 1930 bis 1934 erbaute rosa Villa Heleneum am Seeuferweg wurde nach dem Vorbild des „Petit Trianon“ in Versailles gestaltet. Nach dem Wunsch der ersten Besitzerin, dem ehemaligen Pariser Varieté-Star Hélène Bieber (1967), sollte das Haus eine Stätte der interkulturellen Begegnung werden. Passenderweise ist hier auf drei Etagen das Museo delle Culture untergebracht, das sich Kunst und Kultur verschiedener Ethnien in aller Welt verschrieben hat, ganz besonders Kulturen Südostasiens, Afrikas und Ozeaniens. Das Museum entstand 1985 aufgrund der Schenkung des Künstlerehepaars Serge und Graziella Brignoni, die eine der bedeutendsten ethnokulturellen Sammlungen Europas zusammengetragen haben.

Mehr als 600 Alltags- und Kultgegenstände, Waffen und Musikinstrumente wie auch Skulpturen und Masken sind ausgestellt. Zu dem Museum gehört ein Kongress- und Studienzentrum für Völkerkunde mit Tagungs- und Vortragsprogramm. Museo delle Culture Via Cortivo 26. 6976 Castagnola. T +41 (0)58 866 69 60. info.mcl@lugano.ch. www.mcl.lugano.ch. Öffnungszeiten: ganzjährig (01.08., 24./25.12., 31.12./01.01. geschl.), Di-So 10-18 Uhr. Leider ist das Museum für Rollstuhlfahrer noch nicht geeignet.


Schweizerisches Zollmuseum

Das Zollmuseum – mit einem schönen, mediterranen Garten, in dem es sich ganz offiziell auch picknicken lässt – ist am besten per Schiff, doch auch zu Fuß zu erreichen. Ein 3 Stunden langer Wanderweg, der allerdings nicht ganz leicht ist, führt von Arogno über Pugerna und Caprino nach Cantine di Gandria. Der 45-minütige Fußweg am Nordufer von Castagnola bis Gandria ist dagegen eben. In Gandria steigt man ins Kursschiff und lässt sich zur Station „Museo doganale“ oder „Cantine di Gandria“ schippern.

Per Linienschiff ist es in rund 25 min. auch von Lugano aus schnell zu erreichen (Stationen: Museo doganale oder Cantine di Gandria). Das 1835 erbaute Gebäude war zunächst eine Zollstation. 1935, nachdem es längst außer Betrieb war, kam der Zolloffizier Angelo Gianola auf die Idee, hier ein besonderes Museum einzurichten, das den Alltag der Zöllner und die Tricks der Schmuggler veranschaulichen sollte. Er rief seine Kollegen auf, beschlagnahmte Stücke aus dem Zollalltag zu sammeln. 1949 war die Sammlung groß genug für die Eröffnung des Museums in stilechtem Ambiente.


La Linea Cadorna Verteidigungslinie gegen das Deutsche Heer und die k.u.k. Armee

Sie ist ein spannendes Ausflugziel und nicht nur für Militärhistoriker interessant, die „Cadorna“, eine Verteidigungslinie, die vom Tal Val d’Ossola bis zum Veltlin verläuft. Ein Großteil liegt auf der Grenzlinie zwischen dem Tessin und der Lombardei. Sie sollte im Ersten Weltkrieg Angriffe Deutschlands und Österreichs abwehren. Der Ernstfall trat jedoch nie ein. „Sie wurde nicht benützt, aber war nicht nutzlos“, erklärte General Luigi Cadorna, der Namensgeber des Bollwerks gegen Angriffe des Deutschen Heeres sowie der Kaiserlichen Armee Österreich-Ungarns.

Die Eckdaten der Anlage sind denn auch beeindruckend: 72 Kilometer Absperrungen, 25 000 Quadratkilometer Barackenlager mit 88 Artilleriestellungen, verbunden durch gut 300 Kilometer Straßen und ungefähr 400 Kilometer Saumpfade, bilden das militärische Bauwerk. 30 000 Personen wurden beim Bau eingesetzt. Die Baukosten beliefen sich auf 104 Millionen Lire, eine Summe, die rund 150 Millionen Euro entspricht. Gestartet wurde das Projekt 1916.


Hermann Hesse Museum

Broschüren, Führungen und Audioführung erleichtern den Überblick im Museum. Die umfassende Sammlung enthält, neben vielen der berühmten Tessiner Aquarelle Hesses, Zeichnungen und Illustrationen seiner engsten Künstlerfreunde sowie Kunst- und Alltagsgegenstände aus Hesses Privatbesitz.

Für Hesse-Fans ist das Museum eine Pilgerstätte, denn dort befinden sich neben Original-Manuskripten und Erstausgaben sein Schreibtisch mit der viel gebrauchten Schreibmaschine, sein von manchen Fotos bekannter Strohhut, Füller, Tacker, Zigarettenspitze, Farben und Pinsel, Gartenscheren und vieles mehr. Im mit Rosen bepflanzten Gärtchen hinter der Torre Camuzzi krabbelt „Knulp“, Hesses ehemalige Schildkröte, behäbig umher, ein Liebling der Besucherkinder.

Gut bestückt ist der Museumsshop mit Hesse-Werksausgaben in deutscher, englischer und italienischer Sprache sowie Materialien zu Künstlern aus Hesses Kreis. Die oberen Stockwerke des Turms sind aufgrund seiner Enge nur über Treppen erschlossen, lediglich das Erdgeschoss ist behindertengeeignet. Zu den Angeboten gehören geführte Spaziergänge auf den Spuren Hermann Hesses durch Montagnola und Umgebung.


Swissminiatur

Direkt neben Nationalstraße und Bahnlinie liegt der 1959 eröffnete Freizeitpark Swissminiatur. Hier werden unter freiem Himmel die wichtigsten historischen Denkmäler und die schönsten Landschaften der Schweiz maßstabsgetreu im Miniformat gezeigt. „Die Schweiz in einer Stunde!“ ist das Motto des von Pierre Vuigner und Georges Wütrich gegründeten Parks. Innen locken ein Restaurant mit orientalischer Küche und viele Zerstreuungen für die ganz Kleinen.

Öffnungszeiten: Mitte März bis Ende Oktober 9-18 Uhr. Kinder bis 5 Jahre haben freien Eintritt. Eintritt Erwachsene 19 CHF, Kinder 6-15 J. 12 CHF, Familienkarte 55 CHF (Stand: 2013) Erreichbarkeit: Autobahn A 2, Richtung Süd: Ausfahrt Melide, Richtung Bissone. Richtung Nord (St. Gotthard): Ausfahrt Bissone/Campione d’Italia, Richtung Melide. Mit dem Schiff ab Lugano: ca. 35 min. Im Zug ab Lugano bis Bahnhof Melide ca. 10 Minuten. Via Cantonale. 6815 Melide. T +41 91 640 10 60. F +41 91 640 10 69. info@swissminiatur.ch. www.swissminiatur.ch.