Ein bedeutender Wirtschaftszweig am See ist der Tourismus. 1848 verkehrten hier die ersten Dampfschiffe, die ab 1856 auch im regelmäßigen Linienbetrieb fuhren. Schon zur vorletzten Jahrhundertwende gehörten Schiffsfahrten zum Standardprogramm des Tourismus rund um die oberitalienischen Seen. Tourismus und Industrie führten im 20. Jahrhundert geradezu zu einer Bevölkerungsexplosion.
Jeder zweite Tessiner hat sein Zuhause im Einzugsgebiet des Lago di Lugano, obwohl die Fläche nur ein knappes Siebtel des Kantons Tessin beträgt. Stets eine wichtige Rolle nahm der Fischfang ein. Im 16. Jahrhundert erhielten die Fischer in Melide, Bissone und Morcote Privilegien zum Fischverkauf auf den Märkten von Mailand. Ab 1900 schrumpften die Fischbestände wegen der Verschmutzung stark, was sich ab etwa 1980 langsam wieder änderte. 1986 schlossen die Schweiz und Italien ein Abkommen über den Fischfang im See, seit 1992 organisieren beide Länder auch den Schiffsverkehr gemeinsam.
Das milde Klima rund um den See begünstigt auch heute noch den Anbau von Wein und Oliven, der seit dem Mittelalter urkundlich belegt ist. Die einzelnen Seegemeinden hielten enge Beziehungen zueinander, handelten untereinander mit Vieh und Getreide und fischten. Ein auffälliges Phänomen und typisch für den Luganer See ist die rege Migration der Künstler und Kunsthandwerker vergangener Jahrhunderte, die nicht nur zwischen den einzelnen Gemeinden hin und her wanderten und Kirchen und Villen schmückten, sondern auch in weit entfernte Gegenden Europas wie Venetien, Polen, Österreich, Spanien und Deutschland reisten, um dort Aufträge auszuführen.
Bei der eigenartigen Lage des Sees, der sich zwischen steilen Berghängen hindurch durch zwei Staaten schlängelt, ist es kaum verwunderlich, dass hier bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der Schmuggel blühte. Im Ort Cantine di Gandria, der fast ausschließlich über das Wasser zu erreichen ist, ist das Schweizerische Zollmuseum zu besichtigen, das Einblicke in die pfiffigen Ideen der Schmuggler und in die ebenso pfiffigen Tricks der Zöllner bietet.
Der Immobilienhandel und -wandel boomt um den gesamten See herum. Für alte, renovierungsbedürftige Häuser werden selbst in entlegenen Dörfern Höchstpreise verlangt. An manchen Objekten hängen Verkaufsschilder in kyrillischer Schrift – offenbar haben betuchte Russen das Seegebiet inzwischen für sich entdeckt. Das ist allerdings kein ganz neues Phänomen: Schon im 19. Jahrhundert besaßen russische Adelige häufig Villen und Ländereien im Tessiner Gebiet. Derzeit wird rund um den See, besonders in Lugano, Paradiso und den Umlandgemeinden, so viel gebaut, dass mancher schöne Ausblick von Baukränen und -maschinen verstellt ist.